Frankfurter Rundschau (27. Juni 2006)

„Heim-Vorteil“

Steine versenken - Ellen Klinghammer auf CD

Ellen Klinghammer ist da nicht zimperlich. Und wenn sie zwischen einer Rockband und einer Hauruckband im Programm dran ist. Und wenn vor der Bühne eine Horde Teenager tobt. Und wenn sie selbst auf den ersten Blick eher zerbrechlich wirkt denn zupackend. Na und?

Packt die 26 Jahre alte Musikerin trotzdem zu und baut ganz allein ihr Piano auf setzt sich dahinter und singt. Und es dauert nur ein paar perlende Linien und ein paar Schmetterlingsflüge ihrer Stimme, dann hat sie sowieso alle eingefangen. So kennt man die Taunus-Bürgerin Ellen Klinghammer seit Jahren von ihren Auftritten nicht nur in Rhein-Main. Nun gibt es auch ihre erste Studio-CD "Holly's Songs", elf sehr persönliche Stücke Musik über das Leben, über Gefühle, natürlich, über die Liebe.

Titelheldin Holly ist die Adressatin - sie erfährt viel zum Beispiel über Steine, die in Betten versenkt werden und andere Dinge, die man im Leben nie so wörtlich nehmen darf, wie sie auf Englisch ausgesprochen werden.

Schön an dieser Schallplatte ist vieles. Die wellenförmigen Klaviermelodien sind schön, die immer wieder versetzten Rhythmen sind schön, die klug eingesetzte Begleitung mit Streichern, orientalischer Darbuka-Trommel, auch mit Hip-Hop-Elementen ist schön.

Ellen Klinghammers Stimme aber ist mehr als schön. Sie ist enorm vertraut, sie ist nie unsicher, auch wenn sie von mancher Unsicherheit erzählt: Ob wir uns in zerbrochenem Metall wiederfinden werden? Was wir uns dabei gedacht haben? Und: Warum wir uns nicht um diese Liebe gekümmert haben? Wer diese Stimme kennen gelernt hat, möchte sie bei sich behalten. Und übrigens: Das ist ein sehr kraftvolles, optimistisch stimmendes Album. Hätten Sie das gedacht? (ill)

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