Mannheimer Morgen (27. Oktober 2006)

Mannheim ist um eine neue Pop-Attraktion reicher: Ellen Klinghammer (26), ebenso unorthodoxe wie ungewöhnlich originelle Pianistin und Sängerin-Songschreiberin, ist aus ihrer Heimatstadt Frankfurt in die Quadrate gezogen. Hier bereichert sie nun die Musikszene mit geheimnisvollen, hochdramatischen Songs. Mitgebracht hat sie eine exzellente Debüt-CD: "Holly's Songs", die von der Kritik bereits höchstes Lob erfahren hat.

Als "deutsche Fiona Apple" wurde die Newcomerin tituliert - nicht ganz zu unrecht, denn ähnlich wie die Amerikanerin leuchtet Ellen Klinghammer in ihren pianolastigen Songs Gefühlszustände bis in dämmrige Schattenregionen aus. Sie tut dies mit betörend dunkel timbrierter Altstimme, die ihre Lieder mit einer Aura des Tragisch-Melancholischen verbrämt. Dazu spielt sie Klavier - bisweilen donnernd und zupackend wie eine Rockgitarre, dann wieder empfindsam und zart, als interpretiere sie Komponisten des Impressionismus.

Klar, dass da Vergleiche mit Musikerinnen wie Apple, Tori Amos und Laura Nyro auf der Hand liegen. Aber die grazile Neu-Mannheimerin hat ihre ganz eigene künstlerische Vision, die sie auf "Holly's Songs" ausgereift präsentiert. Stilistisch schillern ihre Songs farbenreich zwischen Klassik, Pop, Jazz und Singer-Songwriter-Klängen. Die hat sie abwechslungsreich inszeniert: So sorgt auf dem vertrackten "About Toys And Souls (And Boys In Holes)" arabische Perkussion für orientalisches Flair, beleben swingende Rhythmen den Walzertakt von "Mess", und "Some Kinda Same Reality" klingt wie eine fröhliche Mischung aus Cabaret-Song und Honky-Tonk-Stück.

Thematisch sind diese Lieder wie Momentaufnahmen, die den Fluss von Gefühlen festhalten. Die Texte schildern emotionale Zwischenstadien: Romanzen, die in der Auflösung begriffen sind ("Safe"), Paare, die zusammenbleiben, obwohl die Saat der Trennung schon gesät ist ("Empty Of You/Empty Of Me"), die Situation des Loslassen-Wollens aber Noch-nicht-Könnens ("Image"). Es sind sensible Psychogramme, bestechend in die Tastatur des Klaviers gemeißelt und mit einer grandiosen Stimme intoniert. Unbedingt hörenswert. gespi

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